Die Belegschaft fordert die Umstellung der Produktion auf klimafreundliche Produkte, die Klima-Aktivist:innen wollen das Werk verteidigen: Einen Zusammenschluss, wie er im Münchner BOSCH-Werk geschehen ist, hat es in Deutschland wohl noch nie gegeben.
Ihre Sommerferien hat die 16-jährige Hanna vor dem BOSCH-Werk verbracht. Dort werden seit Jahrzehnten Einspritzventile für Diesel-Motoren gefertigt. Hanna ist Klima-Aktivistin – und möchte gemeinsam mit der Belegschaft die Schließung des Werkes verhindern. Deswegen steht sich seit zwei Wochen fast jeden Tag vor dem Werk, spricht mit den Beschäftigten – und plant mit ihnen gemeinsam den Widerstand gegen BOSCHs Rationalisierungs-Pläne. In dem Münchner BOSCH-Werk hat sich eine ungewöhnliche Verbrüderung vollzogen: Die Belegschaft und eine Gruppe von Klima-Aktivist:innen haben sich zusammengeschlossen. Ihre Forderung: „Werk erhalten, Produktion umstellen.“ Es ist ein Zusammenschluss von unten. Einmal die Woche sitzen nun die Klima-Aktivist:innen und eine Gruppe von Beschäftigten zusammen, und planen gemeinsam ihr Vorgehen.
Trotz Urlaubszeit haben bereits mehr als die Hälfte der Beschäftigten des Werkes eine Petition unterzeichnet, in der sie die Umstellung der Produktion auf klimafreundliche Produkte fordern. „Es gibt eine große Palette an Produkten, die hier im Werk hergestellt werden könnten und die für eine klimafreundliche Zukunft nützlich wären“, heißt es in diesem Schreiben. „Durch den jahrelangen Verzicht auf Teile unseres Gehaltes und die oft jahrzehntelange Arbeit im Betrieb habenwir ein Anrecht auf dieses Werk erhalten. Wir fordern hiermit BOSCH auf, das Werk zu erhalten und uns die Möglichkeit zu geben, die Produktion umzustellen.“
Gleichzeitig haben verschiedene Münchner Klimagruppen einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie ankündigen, den Kampf der Belegschaft „auf jeder Ebene laut und nachdrücklich zu unterstützen“. Denn: „Mit ihrer Forderung nach einer Umstellung der Produktion hin zu klimafreundlichen Produkten stehen die Beschäftigten des BOSCH-Werkes damit in der ersten Reihe im Kampf um eine klimagerechte Zukunft.“ Unterschrieben wurde der Brief unter anderem von den Parents for Future, dem Antikapitalistischen Klimatreffen, den Students For Future und Extinction Rebellion. Die Aktivist:innen haben eine klare Botschaft: „BOSCH tut so, als sei die Entlassung der Beschäftigten für den Klimaschutz nötig“, sagt Hanna. „Diese Lüge werden wir nicht mehr hinnehmen.“ Die gemeinsame Kampagne sieht sie auch als Kampf für eine insgesamt andere Produktion: „Für den Kampf gegen die Klimakrise müssen wir anfangen, nur noch die Dinge zu produzieren, die wir als Gesellschaft auch wirklich brauchen können“, sagt sie. „Die Produktion nach Profit hat abgewirtschaftet.“
In den kommenden Wochen wollen Beschäftigte und Klima-Aktivist:innen mit verschiedenen Aktionen auf ihre Forderung aufmerksam machen. Am Donnerstag werden sie gemeinsam bei einem Pressegespräch ihre Forderungen vorstellen und ihre nächsten Schritte ankündigen.
Das Pressegespräch findet am Donnerstag, den 26.08, um 13 Uhr vor dem BOSCH-Werk in der Truderingerstr. 191 statt.
Es wird die Möglichkeit für Einzelporträts von Beschäftigten und Aktivist:innen geben. Aufgrund der Corona-Situation bitten wir Sie, uns kurz per Mail an anzukündigen, wenn Sie an dem Pressegespräch teilnehmen wollen.
Für Rückfragen wenden Sie sich an 0157-86959510 oder an .
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